Reis(e) in Suedchina
Nimen hao!
Nach dreiwoechiger Pause melden sich die beiden uebriggebliebenen Radler Buggo und Barni wieder zu Wort. Nachdem Ex-Radler Martin (die letzte Zeit auf einer All-Inclusive-Wellness-Tour durch Tibet unterwegs) freiwillig den Boulevard-Klatsch-Teil (siehe letzte Ausgabe) uebernommen hat, wollen zumindest wir euch in gewohnter Weise mit spannenden Berichten und mitreissenden Fotos an der Reise teilhaben lassen.
Die letzten drei Wochen fuehrten uns also in den Sueden Chinas, der landschaftlich gepraegt ist von Reisfeldern, Karsthuegeln und Bambuswaeldern usw.
Startpunkt der Strecke war Guizhous Provinzhauptstadt Guiyang. Die sehr landwirtschaftlich gepraegte Provinz gehoert zu den aermeren Regionen Chinas, da die Menschen hauptsaechlich vom Reisanbau leben und die Industrie noch in den Kinderschuhen steckt.
In Guiyang haben wir erfolgreich unser Visum verlaengert und kamen zu interessanten Bekanntschaften, durch die wir zum Beispiel die besten Bars der Stadt (heisser Tip: No. 88 Bar!) sowie die Universitaet kennen lernten.
Dort landeten wir in einer Englisch-Uebungsstunde, bei der wir sogleich als Tutoren verpflichtet wurden.
In der Umgebung Guiyangs besichtigten wir Hoehlen und den mit 64m hoechsten Wasserfall Asiens.
Fuer einige Chinesen war (wie so oft) jedoch nicht der Wasserfall die Hauptattraktion, sondern wir mit 1,92 m, dicken Oberschenkeln und blonden Locken.
Und los gings.....
Von Guiyang durch die Berge der Minderheiten Dong und Miao zu Karsthuegeln Yangshuos.
Nach einem anstrengenden Radltag suchten wir oft Ausgleich in der Musik und erstaunten Chinesen mit virtuosen Einlagen auf der Pada und der Guizheng.
Verpflegung war ueberhaupt kein Problem. Schnell fand sich eine ausgezeichnete Koechin, die in ihrer privaten Kueche scharfes Tofufondue oder Aehnliches fuer uns zubereitete...
....oder ein alter Herr der uns mit frischen, warmen Getraenken versorgte.
Neben der schoenen Landschaft begeisterte uns vor allem die enorme Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Chinesen, die uns immer nett begruessten, weiterhalfen, zu sich einluden, zuwinkten usw., was vor allem beim Radlfahren von grosser Bedeutung ist.
Ob lebhafte Kinder....
....oder zahnlose Betagte....
....jeder hiess uns mit einem herzlichen Laecheln willkommen.
Auf dem Weg nach Suedosten passierten wir zahnreise Doerfer der Dong und Miao Minderheiten, die vor allem im Sueden Chinas beheimatet sind.
Die Doerfer haben ihren ganz eigenen Charme...
Sowohl die Bauweise als auch die Tracht unterscheidet sich sehr von Restchina. Ebenso spricht jede Minderheit noch ihre eigene Sprache.
Dongfrau bei der Essenszubereitung....
Die Navigation stellte sich uebrigens als ueberaus einfach heraus. Selbst auf abgelegenen Schotterpisten (s.u.) traf man immer auf jemanden, den man nach dem Weg fragen konnte. Das geht in China so: Landkarte raus, auf das Zeichen deuten und der ausgestreckten Hand folgen. Der Versuch, die Ortschaften richtig auszusprechen, ist einfach allzu oft zum Scheitern verurteilt...
Was Reisen in China so spannend macht ist die Gewissheit, dass immer wieder Ueberraschungen auf einen warten.
Einmal wird man zur Besichtigung der Dorfschule eingeladen....
.... wo die Kinder auch immer unser Fahrraeder genau begutachteten...
.... ein andermal findet man sich in einem Trinkduell mit einem Dorfhaeuptling wieder.
Das Duell endete knapp mit einem Punkt Vorsprung fuer Deutschland (wobei die Voraussetzungen zugegebenermassen nicht diesselben waren).
Die Waffe des Duells war 53 %iger Reisschnaps der Marke Moutai, ein teures Erbstueck der Familie.
Hier die Anleitung fuer alle, die diese Koestlichkeit selbst brennen wollen.
Man nehme:
1 Reisfeld (je hoeher die Terasse, desto hochprozentiger)
... laesst ihn wachsen und ernten...
... dreschen...
.... und zu guter Letzt gaaaeeeren...
Impressionen aus dem Alltag
Weitere Exponate der beiden Fotokuenstler sind im Museum (Album) zu besichtigen!!!
Ein Besuch lohnt sich allemal, der Eintritt ist frei!
Und weiter?
Nachdem wir gestern 120 km im stroemenden Regen zurueckgelegt haben, erreichten wir nach 983 km unser Zwischenziel Yangshuo. Da die letzten drei Tage auch schon so nass waren und die Prognosen fuer die naechste Woche keine Besserung versprechen, aendern wir die geplante Route und wenden uns die naechsten vier Wochen dem bergigen Westen Chinas zu. Die Provinz Sichuan grenzt an Tibet und lockt aufgrund ihrer zahlreichen Berge die unter anderem bis zu 7600 Meter hoch werden.
Danke abermals fuer die vielen Kommentare, fuers vorbei schauen und fuer die Spenden.
Der naechste Bericht wird Anfang Dezember zu erwarten sein.
An dieser Stelle auch schoene Gruesse an Martin auf dessen Bericht wir schon gespannt sind.
Beste Gruesse
Buggo und Barni