Wir sind Helden!

Veröffentlicht auf von Buggo und Martin

Wir kommen doch heim!

 

...ob's euch passt oder nicht....

 

Die ganzen Wunderheiler, Astrologen, Yogis, Zoroastrianer, Gurus, Babas und Saddhus haben uns nicht ueberzeugen koennen in Indien zu bleiben. Die Liebe zum heimatlichen Bayern ist groesser.

Deshalb hat es uns auch nach Manali in Nordindien gezogen, das unserem bayerischen Rupertiwinkel doch sehr aehnlich sieht.
Wir konnten unseren Augen nicht glauben...




Es gab sogar wandernde Preussen mit Birkenstock...
Das ist der Dirk aus Thueringen.




...und Schweinswuerschtel!!!




Nach Wochen kulinarischer Verkoestigung und langen Verhandlungen mit den Piraten ueber die Freigabe unserer Fahrraeder (die letztendlich klein beigaben) war die Zeit reif fuer Abenteuer.

Wir wussten es schon immer - Wir sind Helden!!!

Warum?
Nichts weniger als die unter Radl-Fachkennern beruehmt-beruechtigte Radlstrecke Manali-Leh stand auf dem Programm. Frueher Handelsstrecke zwischen dem Subkontinent und Zentralasien, heute Mekka fuer Abenteurer und waghalsige Rekordjaeger. Also wie gemacht fuer uns!
479km durch fast menschenleere Hochgebirgswueste und 9.500 Hohenmeter sind selbst fuer Helden nicht ganz einfach.

Das Hoehenprofil sagt einiges aus:




Los gings im beschaulichen und gruenen Manali auf 2000 Hoehenmetern. Bereits der erste Pass, der Rothang mit 3987m (nur 4 Monate im Jahr passierbar) beeindruckte uns mit seiner Schneemenge. 

 




Zelten auf ueber 4000 Hoehenmeter gehoerte nach der Ueberquerung des ersten Passes zum Standardprogramm. Die urspruenglich fuer Tibet gedachte Ausruestung war auf diesen Hoehen, bei Minustemperaturen in der Nacht, wirklich noetig.




Auf dem zweiten Pass, Baralacha, auf fast 5000 m Hoehe genehmigte sich Buggo nach gelungenem Anstieg eine kleine Pause...




Doch die Muehe lohnte sich. Traumhafte Landschaften warteten auf uns:




Es wurde immer karger...




Bevor es in die buddhistische Provinz Ladakh, im noerdlichsten indischen Bundesstaat Kaschmir ging, warteten noch einige Riesenpaesse, zwei davon ueber 5000 Hm, auf uns.
Hier, noch gemeinsam, auf dem Lachulang-Pass auf 5064m...




Leider hatte Martin mit dem Barni-Buggo-Syndrom zu kaempfen. Ihr erinnert euch doch noch an die dramatischen Szenen in Sibirien?! Nach etlichen Paessen und Hoehenmetern streikten Martins Knie. Die Folge war die Weiterreise der letzten 150 KM per Jeep nach Leh, der Hauptstadt Ladakhs.



Buggo (alias Sportskanone, Einzelkaempfer, Superheld, Radlgigant.) beeindruckte dann noch mit der Fahrt ueber den hoechsten Punkt der Strecke, dem angeblich zweithoechsten befahrbaren Pass der Welt Taglang La mit 5.360 Meter.




Zwei Tage nach Martin erreichte Buggo dann voellig entkraeftet die wunderschoene "Wuestenstadt" Leh auf 3500 m Hoehe. In der Region Leh regnet es sowenig wie in der Sahara. Aufgrund der Trockenheit der Hochgebirgslandschaft ist weniger als 1 Prozent der Flaeche fuer die Landwirtschaft nutzbar. Auf einer Flaeche so gross wie Bayern leben nur 130.000 Einwohner.
Nur am Indusfluss ist Ladakh fruchtbar. Wie hier am Kloster Lamayuru...




In Leh trennten sich nach emotionalen Wutausbruechen, Sticheleien, Provokationen, wieder mal unsere Wege, d.h. es lag Spannung in der Luft, was hier nicht negativ verstanden werden sollte!!!

Martin, wieder fit, radelte nach der Zeit mit Markus mit der hollaendischen Elise auf der hoechsten fahrbaren Strasse der Welt, ca. 50 Km noerdlich von Leh.




Auf dieser Strasse befindet sich auch der angeblich hoechste befahrbare Pass der Welt, der Khadung La mit 5.630 m. Doch leider gabs im ersten Base-Camp auf ca. 4.800m eine weisse Ueberraschung ueber Nacht.
Schaut her....




Schnee im Juni verhinderte die Passbefahrung. Die Strasse wurde gesperrt. Da blieb uns nur die abenteuerliche Abfahrt zurueck ins Indus-Tal.

Derweil der Buggo:

Nach der gelungenen ersten Etappe entschied sich Buggo voller Elan fuer eine weitere Radreise, die vom buddhistischen Leh ueber die Berge in das muslimisch gepraegte Kaschmirtal nach Srinagar fuehrte. Die 450 km lange Radstrecke dauerte 6 Tage und war nicht so menschenleer wie die Strecke Manali - Leh.

Auf der Suche nach neuen Weideplaetzen trifft man auf dieser Strecke viele Bakarwal-Nomaden an, die mit ihrem Hab und Gut die Strassen bevoelkern.




Wie ihr seht kann es selbst auf dieser Hoehe von 4000 m zu Staus kommen. Auch ein sogenannter "Highway" gleicht nicht immer einer deutschen Autobahn...




Nach gewonnener Schlacht gegen die Kaschmiri-Taliban feierte ich gemeinsam mit dem indischen Militaer den Erfolg...




Aufgrund der politischen Brisanz in Kaschmir, sowohl Indien als auch Pakistan wollen diese Region fuer sich beanspruchen, ist die militaerische Praesenz enorm hier. Circa 30.000 indische Soldaten sind in dieser Gegend stationiert um hier Frieden zu gewaehren. Die Kaschmiris selbst wollen mehrheitlich ein unabhaengiges Kaschmir.




In Srinagar letztendlich angekommen, genoss ich ein paar Tage auf den hier bekannten traumhaften Hausbooten am Dal-See bevor ich mich mit Martin wieder in Delhi getroffen habe.

Mehr Fotos von Ladakh und Kaschmir gibts im genialen Fotoalbum "Wir sind Helden". Reinklicken lohnt sich!


Momentan geniessen wir hier in Delhi bei ueber 40 Grad Celsius noch das indische Treiben, d.h. Rikschas, billiges und gutes Essen, Souvenir Shopping etc.

So, nun reichts!  Eure Asienreise mit uns ist nun vorbei.
Am 20. Juni, genau 10 Monate nach der Abreise von Altoetting Zentralbahnhof, gehts fuer uns beide mit dem Flugzeug nach Hause. Aber wie?

Kulturschock Bayern ist zu hart, deshalb weichen wir nach Frankfurt bzw. Zuerich aus.

Buggo fliegt am 20. nach Frankfurt, von dort aus gehts ueber mehrere Stationen u.a. Regensburg zurueck nach Oberbayern.

Martin fliegt nach Zuerich, von wo es ueber Freiburg, Barnis neuer Heimat Weilheim und Muenchen nach Hause geht.

Ja, ja nun ists wirklich vorbei. Viele Begegnungen, Geschichten und Erlebnisse werden uns im Kopf bleiben. Besonders mit dem Radl ist man hautnah am Geschehen dabei - Landschaften und Menschen veraendern staendig ihr Gesicht.
Angefangen vom erzkatholischen Altoetting ueber das neureichen Moskau, die chinesische Mauer, Tibet, dem Mount Everest, das chaotische Indien gehts nun wieder heim nach Bayern.

Schoen war's, aber trotzdem freuen wir uns schon riesig auf Zuhause, Familie, Freunde...
Wir hoffen natuerlich auf einen heldenhaften Empfang!

Herzlichen Dank auch fuers fleissige Mitlesen, es war uns eine Freude von fernen Laendern zu berichten. Danke auch fuer die vielen Kommentare die uns die notwendige Motivation gaben weiter zu reisen und auch neue Artikel zu verfassen.

Ganz zum Schluss haben wir noch ein besonderes Anliegen:
Wir haben meistens von den schoenen Seiten der Laender berichtet, doch gibt es gerade hier in Indien auch grosse Probleme. Besonders im Bundesstaat Orissa, in dem Barni und Martin geradelt sind, gibt es grosse Armut.
Dort lernten wir Thomas kennen der mit einem Freund das Projekt Efi (Education for India) gegruendet hat. Von Orissa und Thomas berichten wir im Artikel "Radltraum Indien" oder auf die Seite klicken: www.radreise-asien-2008.over-blog.net/article-28120204.html
Wir sind ueberzeugt davon, dass Spenden fuer diesen Zweck wirklich ankommen und jeder Cent fuer die Entwicklung der Kinder gut angelegt ist. Thomas hat mir eine Projektbeschreibung und Fotos von den Kindern zukommen lassen:







Was ist Efi?
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EFI ist eine Organisation von einem Freund und von mir gegründet. Wir sind der Meinung, daß Bildung eine primäre Voraussetzung für die Entwicklung eines Landes ist. Deshalb haben wir uns in einem Projekt engagiert. Efi wird von ca. 20 Mitgliedern in der Nähe von Calw getragen. Etliche Mitglieder waren schon in Indien vor Ort.


Was tut Efi?
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Efi fördert Kinder und Jugendliche, welche gerne die Schule besuchen würden, aber sich die Schule nicht leisten können. So funktioniert es:
In den ärmsten Gebieten Orissas (was auch gewißlich zu den ärmsten Gebieten Indiens gehört) arbeiten wir mit Freiwilligen und zum Teil auch mit lokalen Hilfsorganisationen zusammen. Als Freiwilliger kann man max. 3-4 Kinder betreuen und erhält eine kleine Liste mit Aufgaben. Zu den Aufgaben gehört die Auszahlung von Geldern, ein Blick auf die familiäre Situation und regelmäßige Berichte an uns. Freiwillige kommen meistens aus der indischen Mittelschicht. Sie müssen per email zu erreichen sein. Die "students", also Kinder und Jugendliche kommen aus unterschiedlichen sozialen Situationen, aber noch jedes Schicksal ist bedrückend.

Wir fördern vor allem Mädchen, sie stellen momentan einen Anteil von über 90%. Die "students" erhalten von uns eine geringe Förderung, das sind alle die Aufwändungen, welche mit dem Schulbesuch verbunden sind. Also die Mittel für die Unterrichtsmaterialien, die Schuluniform(en), ggf. ein paar Schuhe, die Prüfungsgebühren und eine Gemeinheit, bei welcher mir noch jedesmal der innerliche Kragen platzt, wenn ich damit zu tun habe und das ist oft:
Tuition! Das ist bezahlte Nachhilfe, bei der separate und auch die gleichen Lehrer die eigentlichen Unterrichtsthemen vermitteln. Gegen Geld. Wer hier nicht sein kann, der wird auch schlechte Prüfungen schreiben, also bemüht sich jedermann darum, die Lehrer erhalten extra Geld und die Privatisierung des Schulsystemes kommt durch die Hintertür.
Die Kosten pro Monat für Tuition, Kleidung, Gebühren und ggf. ein Arztbesuch im Fall der Fälle liegen bei ca. 5 - 20 Euro im Monat. Insgesamt ergibt sich eine Mischkalkulation.


Wen fördert Efi?
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Wie gesag vor allem Mädchen. Viele unserer Kinder sind Waisenkinder, leben bei Onkels oder Stiefeltern. 1998 kamen bei einem im Westen wenig beachteten Wirbelsturm ca. 70.000 Menschen in diesen Gebieten ums Leben. Daher rührt
der hohe Anteil von Waisenkindern. Daneben gibt es viele Körperbehinderte und natürlich kastenlose Kinder, also Kinder aus Familien, welche in der indischen Kasten-Rangleiter praktisch unter dem System stehen. Die Eltern, so fern es sie überhaupt gibt, sind Tagelöhner, Gelegenheitskrämer etc.....
Manche Witwen verdienen beispielsweise 2 Rupien in der Stunde, ein Betrag bei dem Sie 35 Stunden für einen Euro arbeiten müßten!


Projektumfang:
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Efi fördert in den Gebieten Jajpur, Jagathsingapur, Narashingapur und ein wenig an der Küste in Puri über 500 Kinder im Moment


Efi-Ausrichtung:
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Efi ist unabhängig, konfessionslos und keinen Interessen verpflichtet. Unser einziges Ziel ist es Benachteiligten den Schulbesuch und wenn möglich das Erlernen eines Berufes zu ermöglichen. Es gibt eine Webseite, die ist aber durch den Ärger mit den indischen Behörden und den permanent geforderten "Bakschisch"-Zahlungen, das sind Bestechungsgelder, sehr klein gehalten und Bedarf diesen Sommer er Überarbeitung. Nach dem Besuch eines hiesigen Photografen, der unser Projekt im großen Stil durch die Calwer Presse jagen wollte, hatten wir anschließend viel Ärger mit dem indischen Inlandsgeheimdienst. Das Verhältnis der Staatenregierung Orissas zu NGOs ist sehr schlecht.

Bei Fragen:
Webseite: www.efi-india.de
Ansprechpartner: Thomas Wacker wacker.thomas@gmx.net
Besuch vor Ort willkommen


Wer das Projekt finanziell unterstuetzen will kann auf die folgende Bankverbindung ueberweisen:

Vereinigte Volksbanken Calw-Weil-der-Stadt
BLZ 603 90000
Kto 87 316 609

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D
Hallo Sportskanonen und Radlgiganten <br /> Ich hab mich grade noch einmal durch sämtliche Fotoalben geklickt und ein paar alte Einträge gelesen. Ach ja… schade dass es jetzt vorbei ist.<br /> Ich hab schon lange nix mehr geschrieben, aber gelesen hab ich euch regelmäßig! Spannend bis zum Schluss! Das Blog-Lesen war immer ein wahnsinns Gefühl vergleichbar vielleicht mit Starfighterfliegen oder Rasenmähen.<br /> Danke Rainer, Barni, Buggo und Martin für viele tolle Fotos, lustige Berichte, kleine Ausflüge aus dem Alltag und neue Bildschirmhintergründe.<br /> Ich wünsch auch den letzten ne gute Ankunft im schönen (wenn auch verregneten Bayern). Buggo für Freitag empfehl ich dir ein Namensschild damit dich auch sicher alle erkennen (manche tun sich ja scheinbar schon bei der Stimme schwer).<br /> Bis bald, euer Drahtesel
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C
Ja mit euch war es wirklich prima. Teilt es mir daher Blogwendend mit, wenn ihr wieder auf Reisen geht! Bis dann<br /> <br /> Euer Campingfreund
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H
Ja, sche war's bei eich im blog!<br /> Danke für's Schreiben und fotografieren.<br /> Freu mich schon auf's kommende Wochenende - Bürgerfest in Regensburg.<br /> <br /> Kommt's gut heim!
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B
Auch wenn anscheinend mit jedem Höhenmeter das Selbstbewusstsein zugenommen hat: Gute Leistung, Kollegen, eine beachtliche Fahrt! <br /> <br /> Subcommandante Marcos, freut mich, dass du wieder Anhänger gefunden hast! Was ist der Plan? Angela Merkel stürzen? Oder eine Revolution in Halsbach?<br /> Ja und Martin "Casanova" (=Neuhauser) Schmölz, ich hätt schon noch gern ein paar mehr Informationen zu deiner Beute. Ziehst du jetzt wirklich nach Holland? (Hat der Buggo mir erzählt) <br /> <br /> Freunde, wünsch euch eine gute Heimreise!<br /> Man sieht sich!
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P
ned schlecht
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